REINHARD GOEBEL – Dirigent

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Foto © Christina Bleier

Reinhard Goebel, Gründer und 33 Jahre lang Leiter des Ensembles Musica Antiqua Köln, ist heute ein allseits gefragter Dirigent und Vermittler seines enormen Wissens um die sogenannte historische Aufführungspraxis an moderne Sinfonie- und Kammerorchester.

Wissend um den Anachronismus, Musik zu „dirigieren“, die ursprünglich vom generalbaß-spielenden Kapellmeister und vom geigenden Konzertmeister geschmacklich und fachlich koordiniert wurde, erarbeitet Reinhard Goebel in den Proben eine von „Stab-Führung“ im Wesentlichen unabhängige Eigenaktivität der jeweiligen Ensembles.

Er arbeitete u.a. mit dem Royal Philharmonic Orchestra London, Residentie Orkest Den Haag, Odense Symfoniorkester, Ensemble Orchestral de Paris, Orchestre National d’Île de France Paris, Orchestra di Padova e del Veneto, Budapest Festival Orchestra, Tonhalle-Orchester Zürich, Grand Teton Festival Orchestra, Taipei, Melbourne und Sydney Symphony Orchestra sowie den herausragenden deutschen Sinfonieorchestern in Berlin, Bonn, Darmstadt, Dresden, Duisburg, Essen, Hamburg, Kassel, Leipzig, Nürnberg und den Rundfunk-Sinfonieorchestern von Frankfurt (HR), Köln (WDR), Hannover (NDR), München (BR), Leipzig (MDR) und Saarbrücken (SR) zusammen.

Im Januar 2009 war Reinhard Goebel zum ersten Gastdirigenten der Bayerischen Kammerphilharmonie ernannt worden. Daneben dirigierte er weitere prominente Kammerorchester, z.B. in München, Wien und Zürich, sowie zahlreiche Ensembles mit Originalinstrumenten, darunter das Helsinki Baroque Orchestra.

Darüber hinaus ist Reinhard Goebel regelmäßig mit Neuproduktionen an namhaften Opernhäusern zu erleben, wie Händels „Xerxes“ an der Königlichen Oper Kopenhagen, mit Johann Christian Bachs „Amadis de Gaule“ und “Temistoclé“ am Nationaltheater in Mannheim sowie mit einem Monteverdi-Zyklus am Niedersächsischen Staatstheater Hannover.

Im Januar 2013 führte Reinhard Goebel mit der Sibelius Academy in Helsinki alle sechs Brandenburgischen Konzerte von Johann Sebastian Bach auf, im März gastierte er bei beiden großen Orchestern in Dresden, der Dresdner Philharmonie und der Sächsischen Staatskapelle. Im April folgte sein Debüt beim Sydney Symphony mit vier Konzerten im Sydney Opera House, deren Erfolg bereits zu einer Wiedereinladung für 2015 führte. Im Sommer 2013 war Reinhard Goebel bei verschiedenen Festivals zu Gast, u.a. eröffnete er die diesjährigen Internationalen Festspiele Herrenchiemsee und dirigierte erneut das Orchestra di Padova e del Veneto beim Festival di Musica di Portogruaro. Im Oktober wird er im Rahmen von drei Konzerten sein Debüt am Pult der Berliner Philharmoniker geben.

Reinhard Goebels besonderes Interesse an der deutschen Musik der Bach-Zeit, das schon seine Arbeit mit Musica Antiqua Köln prägte, aber auch die Literatur der Vorklassik und Klassik werden die zukünftigen Programme bestimmen. Grundlage für das Innere seiner „barocken“ wie „klassischen“ Arbeit ist eine umfassende Kenntnis der theoretischen Quellen, Insonderheit der Instrumental-Schulen, während seine enorme Repertoire-Kenntnis und „der Mut zum Neuland“ den äußeren Rahmen bilden.

Als Geiger war Reinhard Goebel, 1952 in Siegen geboren, Schüler von Franzjosef Maier, Eduard Melkus, Marie Leonhardt und Saschko Gawriloff. Seine musikhistorischen und philologischen Interessen vertiefte er durch das Studium der Musikwissenschaften an der Universität Köln. Er erhielt ferner nachhaltige Anregungen durch Christoph Wolff, den Doyen der Bach-Forschung.

Mit dem 1973 gegründeten Ensemble Musica Antiqua Köln, das 1978 einen Exklusiv-Ver-trag bei der Archiv-Produktion der Deutschen Grammophon Gesellschaft erhielt, profilierte sich Reinhard Goebel als einer der wichtigsten Exponenten der „Early Music Scene“, insbesondere als unbestrittene Autorität im Bereich der deutschen Musik des Barock. Seine Aufnahmen mit dem Ensemble Musica Antiqua Köln waren und sind nach wie vor maßstabsetzend. Dafür wurde er international mit zahlreichen Preisen und Auszeichnungen geehrt.

Im Februar 2008 wurde Reinhard Goebel für seine CD „Mozart in Paris“, die anläßlich des Augsburger Mozart-Fests 2007 erschien, mit dem bedeutenden „Diapason d’Or“ ausgezeichnet, ein Preis, den er zuvor bereits für zahlreiche Aufnahmen seiner Musica Antiqua Köln entgegengenommen hatte. Im Frühjahr 2010 erhielt er für seine von der Deutschen Grammophon neu edierte Aufnahme „Le Parnasse Francais“ mit Musica Antiqua Köln erneut den Diapson d’Or, der ihm bereits für die ursprüngliche Aufnahme aus dem Jahre 1978 verliehen worden war.

Reinhard Goebel gibt sein Wissen regelmäßig im Rahmen von Kursen der Orchesterakademie der Berliner Philharmoniker an die junge Generation weiter. Zum Herbst 2010 wurde er als Professor für historische Aufführungspraxis an das Mozarteum Salzburg berufen.

© KONZERTBÜRO ANDREAS BRAUN

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