Die Neue Philharmonie München
12 Tage auf Konzertreise in China
Voller Vorfreude treffen sich am 26.12.2015 die rund 65 Musiker der Neuen Philharmonie München am Flughafen München. Auf Einladung der chinesischen Fuge Kultur und Kunst GmbH Zhuhai, treten sie den langen Flug über Peking nach Hongkong an. Dies ist bereits nach 2014, die zweite Konzerttour der Neuen Philharmonie nach China. Nach Abwicklung der Einreiseformalitäten geht die Reise mit zwei Bussen zum Zielort, die romantische Stadt Zhuhai, etwa so groß wie München, weiter. Ein besonderer Willkommensgruß als großer, roter Leuchtschriftzug am Hotel, heißt die müde, aber fröhliche Schar herzlich willkommen. Am Tag nach der Ankunft stand Sightseeing auf dem Programm, was bei Temperaturen um die 20 Grad äußerst angenehm war.
Morgens gab es ein typisch chinesisches Frühstück und manch einem fiel es schwer, mit den Stäbchen das Essen von den Schüsseln auf den Teller zu balancieren. So gab es nicht nur heiteres Lachen bei Tisch, sondern es kam auch Interessantes über anderer Länder Gepflogenheiten zur Sprache. Durch die Vielzahl an Nationen der Orchestermitglieder, wie z.B. aus Armenien, Aserbaidschan, Belgien, Deutschland, Italien, Lettland, Litauen, Montenegro, Polen, Portugal, Rumänien, Schweden, Schweiz, Serbien, Slowenien, Spanien, Ungarn und Venezuela, kam es zu einem wunderbaren Mix aus Sprachen, dennoch Englisch konnten natürlich alle. Bemerkenswert, wie diese jungen Musiker, egal welcher Herkunft, miteinander zusammenwuchsen, nicht nur musikalisch, sondern auch im privaten und sozialen Umgang miteinander.
Der Besuch eines internationalen Kindergartens wurde zuerst mit einem Lächeln abgetan. Was man dann aber sah, überstieg jegliche Vorstellung. Vom eigenen Kinderhallenbad, einer Töpferei im Kinderschloss, einem Sportplatz mit Kletterwand und technische Themenzimmer sind nur ein paar der vielfachen Highlights dieses gigantischen Anwesens für die 700 Kinder. Nach einigen sportlichen und musikalischen Darbietungen der Kinder, wurde als Gegenzug und kulturellem Austausch eine Violine, eine Posaune und ein Horn kindgerecht von Orchestermitgliedern vorgestellt und sie erhielten dafür freudigen Applaus von den Kleinen.
Am Nachmittag ging es mit dem Bus in die Stadt Zhongshan, dort sollte am nächsten Tag das Silvesterkonzert stattfinden. Nach dem Abendessen, machten sich viele auf, die Stadt zu erkunden. Außergewöhnlich war eine Bar, in der eine tolle, junge chinesische Band echte Schmankerl, nämlich Rockmusik aus den 70er und 80er Jahren ganz hervorragend spielte.
Im gigantischen Kulturzentrum der 1,4 Millionenstadt traf man sich am nächsten Tag zur Probe und abends zum Silvesterkonzert. Der herrliche Konzertsaal, mit über 1300 Sitzplätzen war nahezu ausverkauft. Eröffnet wurde das Konzert mit der Ouvertüre aus der Zauberflöte von W.A. Mozart, gefolgt von dem Klavierkonzert von Edward Grieg mit der chinesischen Pianistin Jieni Wan. Nach der Pause folgten bekannte Stücke von Johann Strauss (Sohn) wie der Frühlingsstimmen-Walzer, Rosen aus dem Süden, Künstlerleben-Walzer, Pizzicato Polka und dem Kaiserwalzer. War vor der Pause der Applaus, trotz hervorragend spielendem Orchester und Solistin, noch höflich freundlich, so sparten die Chinesen nach den schmissigen Stücken nicht mehr mit Beifall und anerkennenden Pfiffen. Die geforderten Zugaben belohnten sie mit stehenden Ovationen. Nach dem Konzert gab es ein tolles chinesisches Buffet. Eine stimmungsvolle Live-Show mit TV-Übertragung vor dem Kulturzentrum stimmte alle auf den mitternächtlichen Jahreswechsel ein. Die Einheimischen sahen die Europäer mit neugierig freundlichen Blicken an, wollten Fotos zusammen machen und nach dem Count-down gab es Glückwünsche zum neuen Jahr von allen. Man umarmte sich, gleich welcher Nationalität und gleich welcher Sprache.
Während der Rückfahrt am Neujahrstag nach Zhuhai, stand noch der Besuch eines Museums auf dem Programm. Wegen des Feiertages war dieses sehr gut besucht. Auch hier waren die Europäer ein oft begehrtes Objekt für ein Foto. Beim Warten auf den Bus, gab es vor dem Museum einige Leckereien. Frisch gepresster Ananas- oder Zuckerrohrsaft, frische Kokosmilch oder Puffreis wurde an kleinen Ständen angeboten. Eine köstliche Erfrischung bei 25 Grad.
Am 2. Januar gab es das zweite Konzert der Reise in Zhuhai. Auch hier eine äußerst ansprechende und sehr große Konzerthalle. Ein überdimensionales Plakat vor dem Gebäude kündigte das Ereignis an. Zu Mozarts Ouvertüre zur Zauberflöte und Griegs Klavierkonzert und einigen Strauss Stücken, kam dieses Mal noch das Klarinettenkonzert von W.A. Mozart dazu. Solist war der junge, hochtalentierte Fidelis Edelmann. Begeisterte Zuhörer spendeten sehr viel Beifall und es gab erneut Standing Ovations.
Am 3. Januar hieß es Abschied nehmen von Zhuhai. Die Stadt beeindruckte neben dem modernen Teil, auch ganz besonders durch die alten Marktstraßen und Gassen. Von Fisch, Fleisch, auch Hühnerkrallen, Obst, Gemüse, Schmuck, Taschen, Schuhe, Tees gab es alles was man wollte. Von den zahllosen typischen Garküchen in jeder Straße, stiegen einem seltene, aber leckere Gerüche in die Nase, man konnte aber nicht immer erkennen, welche Zutaten im Kochtopf waren. Die etwa 3stündige Busfahrt nach Shenzen, einer 10 Millionen Stadt im Pearl River Delta, nördlich von Hongkong, nutzten viele für einen erholsamen Mittagschlaf.
Schon bei der Probe, am 4. Januar, beindruckte die Shenzen concert hall mit einer super Akustik und einer außergewöhnlichen Architektur und Größe, dazu der Bühnenrand üppig dekoriert mit Lilien, Rosen, Gerbera und Orchideen. Wenige Tage zuvor, an Silvester und Neujahr, gastierten hier die Wiener Symphoniker. Das zu Beginn des Konzertes eher gediegene Programm, ist bei den Chinesen wohl nicht so bekannt, dafür sind sie bei heiteren Stücken, spätestens bei Plink Plank Plunk und dem Radetzky Marsch wieder voll mitgegangen. Vom Dirigenten Fuad Ibrahimov scherzhaft angeleitet, haben die Zuhörer begeistert mit geklatscht und sich bestens amüsiert. Überhaupt ist die erstklassige Arbeit von Fuad Ibrahimov mit dem Orchester zu erwähnen.
Auch in Shenzen kam das Sightseeing nicht zu kurz. Der Chinese Cultur Villiage Park repräsentiert vortrefflich das alte China. Der Besuch des Meridian View Centre, einem Wolkenkratzer mit der Aussicht vom 69. Stockwerk war äußerst beeindruckend.
Am 5. Januar hieß es frühmorgens endgültig Koffer packen. Ein freier Nachmittag in Hongkong war geplant und voller Enthusiasmus nutzte jeder die Zeit, um einen unvergesslichen Eindruck von der Weltstadt mitzunehmen. Allein der Blick auf das Meer von Wolkenkratzern war atemberaubend.
Abends startete der Rückflug nach Peking und München. „Dsài djian“, auf Wiedersehen Asien. Nach mehr als 12 000 Flugmeilen trafen alle glücklich und voller neuer Eindrücke in München ein. Für einige Musiker war die Reise allerdings noch nicht zu Ende. Sie mussten in ihre Heimatländer oder andere Städte weiterreisen.